Aus Hannover erhielt ich eine E-Mail mit der Nachricht, dass bei Aufräumarbeiten ein uralter
Elektrograph auf dem Dachboden gefunden wurde. Sogar ein Bild von diesem Gerät war als Anhang
beigefügt:
In der Feinmechanischen Werkstatt meines Großvaters wurden ab 1922 u. a. Elektrographen für
die Beschriftung von Stahlteilen hergestellt. Vor einigen Jahren haben mein Bruder Claus-Dieter
und ich eine Familienchronik von uns Meiers verfasst und darin auch einen Prospekt vom damaligen
Elektrographen veröffentlicht:
Ein Vergleich der beiden Bilder bestätigt mir, dass die Bauform des obigen Elektrographen mit der
Abbildung im Prospekt übereinstimmt.
Nach meiner Überweisung eines Finderlohnes einschließlich der Versandkosten erhalte ich wenige
Tage später ein großes und 10,5 kg schweres Paket mit dem alten Elektrographen aus Hannover.
Die oben auf dem Elektrographen liegende Platte aus Isoliermaterial (ähnlich wie Pertinax) wurde zuerst
gesäubert. Dann wurden die konisch verlaufenden fünf Kontakte aus Messing mit sehr feinem Schleifpapier
geschliffen. Das teilweise angerostete Gehäuse aus Stahl wurde ebenfalls geschliffen.
Auf der Isolierplatte ist ein Typenschild mit der Überschrift "Elektrograph" angebracht. Dieses Typenschild
enthält auch eine Tabelle mit der Schriftstärke von 1 bis 8 und die dazu passende Paarung der Steckkon-
takte 1 bis 5.
Anschließend wurde die Isolierplatte mit brauner Farbe und das Gehäuse mit hellblauer Farbe gestrichen.
Die Messingkontakte sind auf der Oberseite von 1 bis 5 durchnummeriert. Auf der Vorderseite ist der
damalige Firmenname "Deutsche Apparate Ges. m. b. H. HANNOVER" auf einem Schild graviert.
Im Gehäuse des Elektrographen befindet sich ein Transformator mit einer aus zwei Spulen bestehenden
Primärwicklung für 220 V~. Die beiden Sekundärwicklungen für hohe Stromstärken sind aus Flachkupfer
(Breite = 10 mm und Höhe = 6 mm) hergestellt und besitzen Anzapfungen mit Verbindungslaschen zu den
Außenkontakten aus Messing.
Der Trafokern besteht aus ca.50 Trafoeisenblechen mit der Abmessungen 15 x 15 cm. Das völlig marode
Anschlußkabel für den Netzanschluß mußte komplett erneuert werden. Auch der alte Netzstecker wurde
durch einen neuen Netzstecker ersetzt.
Den einfachen Schaltplan vom Elektrographen zeigt das folgende Bild:
Die Handhabung des Elektrographen zur Beschriftung von Stahlteilen zeigt das folgende Bild mit
einem neueren pultförmigen Elektrographen.
Nach mehreren Stunden der Beschriftung von Stahlteilen muß die Wolfram-Schreibspitze gegen eine neue
ausgetauscht werden. Mit einem 14 mm-Maulschlüssel wird die Überwurfmutter etwas gelöst und die
Wolfram-Elektrode kann herausgezogen werden. Im folgenden Bild sieht man den gereinigten Schreibgriffel
und daneben eine neue, ca. 30 mm lange, Wolfram-Nadel, die an beiden Seiten geschliffene Spitzen besitzt.
Wie die Einzelteile aus Messing im Schreibgriffel angeordnet sind, soll die vereinfachte Zeichnung im
folgenden Bild wiedergeben:
Im Anlieferungszustand stellte ich fest, dass für den Elektrographen die Kontaktplatte fehlte. Kurz
entschlossen habe ich nicht nur eine Kontaktplatte aus Stahlblech hergestellt, sondern auch ein 80 cm
langes Anschlußkabel aus Kupferlitze gekauft und einen Kontaktblock aus Aluminium gefertigt, der eine
Bohrung mit 7 mm Durchmesser für die Messingkontakte am Elektrographen bekam. Etwas mühevoll an der
Bohrung war das Feilen eines Innenkonus auf 8 mm Durchmesser mit einer Rundfeile im unteren Bereich.
Die Kontaktklemme und die Kontaktplatte sind im nächsten Bild zusammengestellt:
Die Gesamtansicht des Elektrographen mit Schreibgriffel und Kontaktplatte zeigt das folgende Bild:
Mit einer kurzen Videosequenz kann man
den Schreibvorgang für einen Buchstaben auf einem Flacheisen aus
Stahl verfolgen.
Auch mein Neffe Ingo in Osnabrück hatte die neue Web-Seite über die Restaurierung eines alten Elektrographen
gelesen. Der Schriftzug "Elektrograph" kam ihm bekannt vor. Daher durchsuchte Ingo im Werkraum seines vor
11 Jahren verstorbenen Vaters mehrere Regale und fand einen alten Karton mit der Beschriftung "Elektro-
graphen-Ersatzteile von KGM". Die Kurzbezeichnung KGM ist eine Abkürzung vom der feinmechanischen Werkstatt
unseres Großvaters/Urgroßvaters Karl Georg Meier.
Die Ersatzteile im Karton waren ein Doppel-Anschlußkabel mit einer Brennschleife für Holzbeschriftungen:
Ein neuer, noch nicht benutzter, Schreibgriffel mit Kontaktbuchse:
Eine neu entwickelte Brennspitze mit Doppelkabel und mit zwei Messingsteckern für den pultförmigen
Elektrograpen.
Von Ingo der Vater, Hans-Joachim, hatte früher mit einem Elektrographen einige seiner Werkzeuge graviert
mit seiner Kurzbezeichnung "HJM". Zur Erinnerung an Ingos Vater und meinem ältesten Bruder zeigen die
beiden folgenden Bilder einen 14mm-Maulschlüssel und ein Mikrometer von 0 bis 25 mm mit der Gravur "HJM":
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