Der deutsche Volksempfänger VE 301 Wn

© Norbert Meier 2021


Einleitung

In der Nachkriegszeit hatten meine Eltern bis zum Jahre 1953 einen Volksempfänger im Wohn-
zimmer in Betrieb. Auch ich durfte als 9-jähriger den Volksempfänger mal Ein- und Ausschalten.
Ich erinnere mich noch daran: Der Kippschalter war rechts hinten an der Rückseite. Man mußte ihn
ertasten und dann den Kipphebel nach oben oder nach unten schalten.

Bild 1

Wenn die Rückwand abgenommen wurde, sieht man auf dem Radiochassis rechts eine Radioröhren mit
einer Kappe. Nach dem Abziehen der Kappe konnte getestet werden, ob das Radio noch funktioniert,
indem man mit dem Zeigefinger auf den oben liegenden Kontakt tippte und daraufhin ein starkes
Brummen im Lautsprecher hörte.


Zur Geschichte des Volksempfängers VE 301 Wn

Im Jahre 1937 wurde der bisherige Volksempfänger VE 301 leicht überarbeitet und dann unter der
Bezeichnung VE 301 Wn (Wn steht für "Wechselstrom neu") angeboten. Neu ist die Spulenkörper für
Mittelwelle (MW) und Langwelle LW). Mit einer schwenkbaren Antennspule erfolgte die Ankopplung an
die MW- und LW-Spule. Eine verbesserte Empfindlichkeit in der Audionstufe erreichte man mit der
Pentode AF 7. Die Antennenanschlüsse A1, A2 und A3 sowie der Erdanschluß E wurden auf die Rückseite
vom Chassis verlegt. Das schwarze Gehäuse aus Bakelit blieb unverändert.
Im Internet kann man weiter Einzelheiten zur Geschichte des Volksempfänger VE 301 Wn nachlesen.

Nachfolgend berichte ich über technische Einzelheiten vom Volksempfänger VE 301 Wn.


Technische Einzelheiten beim VE 301 Wn

Nach dem Abnehmen der Rückwand werden folgende Bauteile sichtbar:

Bild 2

Der Spulensatz

Die beiden Spulen für MW und LW liegen etwas oberhalb vom Chassis. Darunter befindet sich die
schwenkbare Ankopplungsspule mit einer Achse nach außen.

Bild 3


Skalenantrieb, Drehkondensator, Trafo und drehbarer Rückkopplungskondensator

Die runde Skala mit Senderpositionen wurde über die mittlere Steckachse am Außenrand gedreht.

Hinter der Skala befindet sich der Drehkondensator mit 320 pF. Ein Drehkondensator besteht aus
zwei Metallplattenpaketen, die kammförmig ineinander greifen. Das feste Plattenpaket ist der Stator,
das bewegliche der Rotor. Das zwischen den Plattenelektroden liegende Dielektrikum ist Luft.

Der Netztrafo hat auf der Sekundärseite Wicklungen für die Anodenspannung und zwei 4 Volt-Wicklungen
für die Heizungen der AF 7, RES 164 und der Gleichrichterröhre RGN 354.
Für die Einstellung der Rückkopplung befindet sich rechts ein flacher Drehkondensator mit 180 pF. Das
Dielektrikum besteht aus sehr dünner Isolierfolie.

Bild 4


Die Audionröhre AF 7

Mit der empfindlichereren Pentode AF 7 wurde die Audionstufe verbessert. Die indirekt geheizte Pentode AF 7
besitzt einen bifilar gewickelten Heizfaden, der eine geringere Anheizzeit zur Folge hat. Das Bremsgitter
ist direkt mit der Kathode verbunden, um störende Einflüsse auf den Verstärkungsvorgang auszuschalten.

Bild 5


Die Endstufenröhre RES 164

Die Endröhre RES 164 sorgt mit einer Steilheit von 2 mA/V für eine große Verstärkung in der Endstufe.
Die RES 164 enthält außer dem Steuergitter (G1) und Schirmgitter (G2) auch ein Bremsgitter, das
zwischen Anode und Schirmgitter angeordnet ist. Das Bremsgitter, auch Fanggitter genannt, ist an der
Kathode angeschlossen und dient der Verhinderung des schädlichen Einflusses der Anodensekundär-
emission.

Bild 6

Die Kenndaten der RES 164 sind aus der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Bild 7


Die Gleichrichterröhre RGN 354

Die Einweg-Gleichrichterröhre RGN 354 wird mit 4V/0,3A beheizt, sie erzeugt eine pulsierende Gleich-
spannung von 25 mA bei 250 Veff Netztrafospannung.

Bild 8


Der Lautsprecher ist ein Freischwinger

Die beiden Pole vom Hufeisenmagneten führen zu einem Luftspalt, in dem ein Anker A
zwischen Nordpol N und Südpol S frei schwingen kann. Die Lautsprecherspule Sp wird vom
Anodenstrom der Endröhre RES 164 mit überlagerter Tonwechselspannung durchflossen. Der
dadurch magnetisch werdende Anker bewegt sich dadurch im Luftspalt. Mit einem dünnen Stab
ist der Anker mit dem Lautsprechertrichter Tr verbunden. Es kommt zur Schallabstrahlung.

Bild 9


Der Schaltplan vom VE 301 Wn


Bild 10


Der nachfolgend dargestellte Schaltplan zeigt die elektrischen Spannungen und Ströme. Außerdem
sind die Stiftbelegungen der Röhrensockel eingezeichnet.

Bild 11


Im nächsten Bild habe ich den Schaltplan neu gezeichnet, um die Erzeugung der negativen
Vorspannung für die Röhre RES 164 mit dem 700Ω Widerstand zu verdeutlichen.

Bild 12


Der Volksempfänger in der NS-Zeit

Der Volksempfänger mit der Abkürzung VE war ein Radioapparat, der im Auftrag vom damaligen NS-Propaganda-
leiters, J. Goebbels, als Gemeinschaftsempfänger von mehreren Radiofirmen entwickelt wurde. Der Verkaufs-
preis wurde vorgegeben und lag bei 76 Reichsmark (RM). Der erste Volksempfänger mit der Bezeichnung VE 301,
wobei 301 an den Tag der Machtergreifung in Deutschland am 30.1.1933 erinnern soll, wurde im August 1933
auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Der VE 301 war für den
Empfang von Rundfunksendungen auf Mittelwelle und Langwelle ausgelegt. Der VE 301 und seine nachfolgenden
Versionen VE 301 W, VE 301 Wn, VE 301 dyn W , VE 301 G und auch der kleine DKE 38 gelten als die wichtigsten
Instrumente der NS-Propaganda.




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